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Die Feinheit, die Fadenlänge und die aufwendigen Züchtungs- und Herstellungsverfahren der Seide von Maulbeerspinnern und die damit verbundenden unübertroffenen haptischen Eigenschaften von Maulbeerseide bedingen im Vergleich zu Wildseide den höheren Preis.
Maulbeerseide | Wildseide/Tussahseide |
feiner Endlosfaden | grober Kurzfaden |
glatte Fadenoberflächenstruktur | rauhere Oberflächenstruktur |
glänzend | matter |
Vlies: weiß-silbrig schimmernd | Vlies: gelblich |
Gewebe: ebene Gewebeoberfläche | Gewebe: unebenere Gewebeoberfläche |
sehr hochwertig in Haptik und Preis | nicht so hochwertig |
Maulbeerseide
Die Maulbeerseide wird nur durch die Maulbeerseidenspinner produziert. Bei diesen Insekten handelt es sich um Schmetterlinge einer bestimmten Gattung, deren Raupen fast ausschließlich gezüchtet und mit Blättern des Maulbeerbaumes gefüttert werden.
Die eigentliche Maulbeerseide wird aus den Kokons der Tiere gewonnen, in welche sich die Raupen des Maulbeerseidenspinners zur Verpuppung einspinnen. Der Maulbeerseidenspinner spinnt hierbei einen einzelnen Endlosfaden zu einem Kokon, aus dem dann der Seidenfaden abgewickelt und gewonnen wird.
Maulbeerseide (auch Haspelseide genannt, da der Faden in Laufe der Seidenherstellung aufgehaspelt wird) gilt als die hochwertigste aller noch vorkommenden Seidenarten.
Erst die langen natürlichen Endlosfäden ausschließlich der Maulbeerseide ermöglichen sowohl die Herstellung von feinsten Webwaren, als auch die aufwendige und teils nur in Handarbeit durchführbare Herstellung von durchgängigen und großflächigen Seidenvliesplatten für Schlafdecken. Das Vlies füllt die Deckenhülle in einem Stück aus.
Zu erkennen sind diese hochwertigen Schlafdecken mit Seidenfüllung an ihrer Konfektionsart: Bei Maulbeerseide ist im Gegensatz zu Wildseide eine Versteppung gar nicht, oder nur an wenigen Stellen notwendig, Aufgrund der Durchgängigkeit des Vlies ist ein Verrutschen in der Deckenhülle auch ohne fixierende Steppnähte nahezu ausgeschlossen.
Gleichzeitig wird die klimatisierende Funktion der Decke beim Schlaf nicht durch Steppnähte beeinflusst.
Aus den Kokons des Maulbeerseidenspinners werden außer Maulbeerseide auch noch Schappeseide und Bourretteseide gewonnen.
Bei der Schappe- und Bourretteseide handelt es sich allerdings um Reste und um die äußeren Teile der Kokons, die beim Abspulen reißen und somit nicht haspelfähig sind.
Die Fäden haben dadurch lediglich eine Länge von max. 15 cm, währenddessen der haspelfähige Teil des Seidenfadens zwischen 300 m und 500 m aufweist.
Aus diesem Grund muss Schapp- und Bourretteseide erst zu längeren Fäden gesponnen werden, um als Webware eingesetzt werden zu können. In der Regel jedoch findet sie Verwendung als kurzfaseriges Füllmaterial.
Wildseide, Tussahseide
Der Tussahspinner liefert einen, im Vergleich zum Maulbeerspinner, gröberen und natürlich gold-gelb gefärbten Seidenfaden. Dieser hat zudem eine weniger feine und ungleichmäßigere Struktur als der echte Maulbeerspinnerfaden und ist somit keineswegs hochwertiger.
Zur Herstellung von Tussahseide werden die Kokons des Tussahspinners - der in vielen Teilen Asiens wild vorkommt - gesammelt und weiterverarbeitet.
Im Normalfall handelt es sich dabei um Kokons, aus denen die Schmetterlinge bereits ausgeschlüpft sind, wodurch die Fadenstruktur unterbrochen wurde. Tussahseide oder Wildseide ist daher auch Spinnseide (so wie bei der Schappe- und Bourretteseide beschrieben) und wird oft als Füllvlies verwendet.
Die gesponnenen Fäden sind jedoch dicker und nicht so glänzend und die Farben sind nicht so intensiv. Das Vlies in Bekleidung und Schlafdecken kann im Gegensatz zum Vlies aus Seide des Maulbeerspinners aufgrund der kurzen Fadenlänge nicht in einem Stück verarbeitet werden und die Decke gleichmäßig füllen.
Die Konfektionsart von Seiden-Schlafdecken verrät somit ihren Inhalt: bei Wildseide/Tussahseide sind viele Steppnähte notwendig, um das kurzfädige Seidenvlies in der Decke zu halten und somit ein Verrutschen zu verhindern.
Durchgehende Steppnähte bedeuten neben Ihrer Funktion als Fixierung auch Kältebrücken, die die die klimatisierenden Eigenschaften der Füllung negativ beeinflussen können.